Geistige Werke können nicht weggenommen werden, daher können sie kein Eigentum, sondern nur ein Monopol sein

→ Hörerbrief zu Campus und Karriere zum Wissenschaftlichen Schreiben vom 12.07.2011 · 14:35 im Deutschlandfunk.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich habe Ihren Beitrag in Campus und Karriere zum Wissenschaftlichen Schreiben vom 12.07.2011 · 14:35 mit großem Interesse verfolgt.

Leider musste ich dabei mit Schrecken feststellen, dass sie an zwei Stellen offensichtliche (und unwahre) Propaganda unreflektiert gesendet haben:

(1) „Was oft nicht gesehen wird, ist, dass geistiges Eigentum auch Eigentum ist. Wenn ich ein Auto klaue, ist das Diebstahl, und wenn ich Gedanken klaue, an denen jemand sehr lange gearbeitet hat, dann ist das kriminell.“

Hier wird der Diebstahl eines Autos mit dem Kopieren einer Idee gleichgesetzt und ausgeblendet, dass (a) der Schöpfer die Idee danach immernoch hat, und (b) sich das Urheberrecht nur auf die Ausführung der Idee erstreckt, nicht auf den Inhalt. Die Aussage ist also gleich zweifach falsch.

Alleine schon der Ausdruck „Eigentum“ ist irreführend, denn es geht nicht darum, dass die Idee nicht weggenommen werden kann (Eigentum kann gestohlen werden), sondern, dass niemand anders die Idee auch nutzen darf. Was sie beschreiben ist daher ein Monopolrecht - rechtlich gesehen ein Patent. Mit dem Diebstahl eines Autos hat das keine relevante Gemeinsamkeit. Nach den Plagiaten des Herrn von Guttenberg sind die kopierten Worte schließlich nicht auf magische Weise aus den kopierten Werken verschwunden sondern waren weiterhin in ihnen enthalten.

Sie schließen sich hiermit leider der inhaltlich falschen Argumentation großer Medienfirmen an, die versuchen den Unterschied zwischen Ideen, Informationen und physischem Besitz zu verschleiern, um so auf dem Umweg über Gesetzesänderungen größere Kontrolle über ihre Konsumenten zu erhalten.

Aus diesem Grund möchte ich Sie bitten, den Begriff „Geistiges Eigentum“ vollständig zu vermeiden. Er ist stark irreführend und emotionalisierend. Passendere Begriffe sind Urheberrechte oder Geistige Monopolrechte; ersterer, weil er den Ursprung der Rechte beschreibt, letzterer, weil er deren Auswirkung zeigt.

(2) Als zweites ist mir aufgefallen, dass Sie den Wegfall der Schreibkurse an die Studiengebühren koppeln, obwohl der eigentliche Hintergrund die systematische Unterfinanzierung der Universitäten und die Prioritätensetzung der Unis sind.1

Bitte achten Sie darauf, dass Sie in Ihren Beiträgen nicht der Propaganda großer Medienfirmen auf den Leim gehen. Wir haben in Deutschland das große Glück, einen unabhängigen, öffentlich finanzierten Rundfunk zu haben. Diesen Rundfunk unabhängig von Finanzinteressen und nur der Wahrheit verpflichtet (soweit sie gefunden werden kann) zu halten braucht allerdings ständige Aufmerksamkeit.

Eine genauere Aufarbeitung des Themas liefert der Artikel „Geistiges Eigentum“ – Sinn des Urheberrechtes und staatlich garantierter Monopolrechte:

-   http://draketo.de/node/256

Mit freundlichen Grüßen,
Arne Babenhauserheide

PS: Klarer gefasst: Bei geistigen Werken können nur die erwarteten Gewinne ausfallen oder von anderen erzielt werden — und das ist gerade die Definition eines Monopols: Nur der Monopolhalter oder die Monopolhalterin darf versuchen, mit dem Monopol Gewinne zu erzielen.


  1. Die Studiengebühren machten z.B. in Heidelberg wenige Prozent der Gesamtfinanzierung aus. Bei 30.000 Studierenden in Heidelberg kamen etwa 30 Millionen zusammen, gerade mal 6% des Gesamtbudgets von etwa einer halben Milliarde. Natürlich tat es weh, das nicht mehr zu haben. Aber alles, was davon finanziert wurde, hätte schon vorher finanziert werden können, wenn die Uni ihre Prioritäten anders gesetzt hätte. 

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