Im Bett mit Microsoft
Microsoft ist in einem "horizontalen" Gewerbe, wie Betriebswirte das nennen --
ihre Produkte wie Windows oder Microsoft Office verkaufen sich nicht in
einer speziellen Nische, sondern erfüllen in allen Bereichen (horizontal) den
gleichen grundlegenden Zweck. Ich setze voraus, Sie sind mit Computern
halbwegs aufgeklärt, und ich muß nicht bei Blumen, Bienen und
dem Internet anfangen.
Wie das so ist beim Anbieten von horizontaler Software ist die Konkurrenz
durch freiwillige "Amateure" enorm. Die sogenannte Open Source-Gemeide liefert
hemmungslos Waren wie Linux, Apache oder Sendmail, und das nicht für Geld,
sondern einfach nur so, aus Liebe, Prahlerei oder Freude an der Betätigung.
Microsoft gefällt das überhaupt nicht, denn diese versaute Bande ist
schlecht fürs Geschäft. Daher warnt die Hetäre aus Redmond,
Washington, ihre Klientel davor, sich mit "freier" Software einzulassen --
sie selber sei viel geiler, temperamentvoller und professioneller als die
Open Source-Flittchen. Und sogar billiger, denn haben Sie schon mal daran
gedacht, was es kostet, so ein Disco-Häschen mit Bacardi gefügig
zu machen? Und, Mann, Sie stehen mit einem Bein im Knast! Die Gratis-Mieze
ist sicher noch minderjährig! Und soviel steht - laut Microsoft - auch
fest: Mehr als Schulmädchensex kriegen Sie von so einer Bekanntschaft
sowieso nicht.
Die Open Source-Gemeinde reagiert auf solche Diffamierung in der Regel
kultiviert, informiert und sachlich, was beim Zugucken mein Mitleid erregt, denn Microsoft ist -
ganz so, wie man es sich von einer abgebrühten Gunstgewerblerin erwartet -
zynisch wie eine Nutte, verlogen wie eine Nutte und verachtet ihre Freier wie
eine Nutte. Sich als Gentleman mit einer Nutte auf eine Debatte
über Beischlafdatendiebstahl, ansteckende Mail-Krankheiten, charakterliche
Software-Mängel und Dienstqualität einzulassen, ist eine gefährliche
Falle, denn unsere Professionelle kennt jeden miesen Trick, um die
Geschworenen zu beeindrucken. Und ihr Broterwerb steht auf dem Spiel.
Da ich aber kein Gentleman bin und Nutten ganz gern mag (besonders die alten,
abgefuckten, deren Uhr schon abgelaufen ist), fühle ich mich berufen, ein
wenig Licht in die verwirrenden und geschmacklosen Argumente und Gegenargumente
zu bringen. Natürlich bin ich parteiisch, aber das haben Sie wohl schon gemerkt.
Das Biest
Niemand traut Huren über den Weg. Microsoft ist aber nicht irgendein
billiges Miststück, sie ist die Hure Babylon. Sie regiert ihr Reich
der Sinne mit eiserner Hand. Niemand hat mehr Geld als sie, niemand schaltet
mehr Inserate als sie und niemand macht sich bei den Regierungen wichtiger
als sie. Der korrumpierenden Wirkung ihres Reichtums und ihres Parfüms
sind auch die charakterstärksten und sittlichsten Herausgeber, Redakteure
oder Politiker meistens nicht gewachsen, daher fallen sehr viele wichtige
Entscheidungen und viele wichtige Beurteilungen zugunsten von Microsoft aus.
Weniger wichtige Zeitgenossen wie Computerhändler und EDV-Chefs werden
einfach erpreßt oder angelogen -- mit tatkräftiger Unterstützung
von Lobbyisten, der Allgegenwart von MS Windows und der Fachpresse. Wann
immer Sie von einer Studie hören oder lesen, Microsoft's Produkt X
oder Y sei einfach unschlagbar im Bett und frei von ansteckenden
Krankheiten, behalten Sie im Auge, dass Microsoft etwas verkaufen will,
unter anderem Sie für dumm. Behalten Sie auch im Auge, dass Microsoft
die besten Freunde hat, die man für Geld oder ein
geschenktes Strumpfband haben kann.
Ein Geschäft wie jedes andere? Die Monogamie-Falle
Wer sein Geld nicht durch gewerbsmäßes Entwickeln oder Warten
von Computerprogrammen verdient, versteht vielleicht die Eigenheiten des
Software-Geschäfts nicht, und auch nicht, was für Microsoft auf
dem Spiel steht. Anders als bei aufblasbaren Gummischafen oder pornographische
Filmen beobachten wir bei Software-Produkten eine Erscheinung, die Betriebswirte
"Netzwerk-Externalität" nennen -- die akademische Verkleidung
für die alte Weisheit "Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu". Wenn ich
als einziger Mensch auf der Welt ein Fax-Gerät besitze, hat es einen
Wert von Null, denn wem sollte ich mit meinem tollen Gerät ein Fax
schicken? Mit jedem weiteren Fax-Besitzer steigt der Wert meines eigenen
Fax-Geräts, denn um so größer wird die Auswahl an Menschen,
mit denen ich kommunizieren kann. In diesem Detail unterscheiden sich
Faxgeräte ganz erheblich von Gummischafen oder pornographischen
Videos, und so eine Netzwerk-Externalität gibt es auch bei Netzwerk-
und Programmiersprachen, und mit der Sprache, in der Daten auf die Festplatte
geschrieben werden -- am besten ist es, wenn alle Maschinen und alle Produkte
die selbe Sprache verstehen. Dann kann man seine Daten und seine Kenntnisse
mit vielen Menschen und Firmen teilen. Dieser Idealzustand ist heute keine Utopie
mehr -- alle Maschinen und alle Produkte sprechen Internet und
beinahe alle Computer sprechen Microsoft Office. Haben wir dieses Paradies
nicht Microsoft zu verdanken? Die große Hure tut alles, um Sie
in diesem Glauben zu belassen, aber das ist ein Schwindel.
Beachten Sie, daß es nur um die Sprache geht, nicht um
die Sprecher - seien es Web-Browser oder Textverarbeitungen.
Jede Firma, deren Produkt der allgemeinen Norm gerecht werden,
kann am Wettkampf um die große Kohle teilnehmen. Alles,
was sich verhält wie Microsoft Office und Microsoft Office-Daten
lesen und schreiben kann, ist so gut wie Microsoft Office. Unter
solchen Bedingungen lassen sich aber keine Monopole aufbauen, daher
schätzt Microsoft nichts so sehr wie Geheimsprachen, die nur
von ihren eigenen Produkten verstanden werden. Der miese Trick ist
seit Jahrzehnten bekannt, und erfahrene EDV-Leiter und Benutzer
werden reflexartig mißtrauisch, wenn sie es mit "Spezialformaten"
zu tun bekommen. Instinktiv wenden sie sich von solchen Herstellern
ab, die Daten in Geiselhaft nehmen wollen um sich die ewige
Treue ihrer Kunden zu sichern. Heutzutage sind daher sogenannte
"offene Standards" angesagt -- die Sprachen müssen bis ins
letzte Detail dokumentiert sein, Änderungen und Ergänzungen
erfolgen nach Dialog und Einigung. Diese Instinkte sind im Fall
von Microsoft aber nutzlos, wenn man zu Windows keine Alternative
sieht und alles mit sich machen lassen muß. Wie konnte es
überhaupt so weit kommen? Daran sind Sie schuld, aber das
ist verzeihlich. Microsoft wurde zu einer Zeit groß und
mächtig, als es noch sehr wenig erfahrene Benutzer gab,
die diese Monogamie-Falle erkannten. Plötzlich waren Computer
sehr billig, plötzlich gab es viele unerfahrene Benutzer,
die bloß Briefe und e-Mail schreiben wollten. Microsoft
versorgte sie (darunter wahrscheinlich auch Sie) mit Produkten,
die sich nur untereinander in der Microsoft-Geheimsprache
verständigen konnten, und heute steht jeder unter dem Eindruck,
er müsse Microsoft Word verwenden, um mit seinem Nachbarn
Dokumente zu tauschen. Dieser Eindruck ist aber falsch, denn
die große Hure unterschätzte die Findigkeit der
Amateure: Sie haben praktisch alle Geheimsprachen in mühevoller
Kleinarbeit entziffert und kompatible Gratis-Produkte geschaffen.
Aus diesem Grund arbeitet Microsoft hart daran, immer neue
Dialekte ihrer Geheimsprachen zu schaffen, um die Guerilla von Entzifferern auf Trab und ihre Freier monogam
zu halten. Diese Bestrebung ist das exakte Gegenteil von Microsofts
Behauptung, sie unterstütze "offene Standards". Die Nutte
unterstützt AUCH offene Standards -- um mit Konkurrenzprodukten
kompatibel zu sein und sie vom Markt zu drängen. Die eigenen
Schäfchen brabbeln untereinander aber einen Jargon, den nur
sie und ihresgleichen verstehen. Und so soll es auch bleiben,
denn für die Nutte steht das Geschäft mit horizontaler
Software auf dem Spiel. Um so mehr Tauben wegfliegen, um
so mehr Tauben machen es ihnen nach und fliegen auch weg.
Stutenbissig
Natürlich sind Microsofts Mitbewerberinnen keine Engelchen,
auch wenn es nicht mehr so viele von ihnen gibt, wie gut für
uns wäre. IBM beispielsweise ist in der Monopolszene alles
andere als ein unbeschriebenes Blatt, aber ihre Vergehen sind
Jahrzehnte her. Und im Gegensatz zu Microsoft hat IBM ihre Klientel
nicht durch miese Tricks und Verr&aum;tselung der eigenen Technologien
in Treue erhalten, sondern durch exquisiten Service, luxuriöseste
Hardware und äußerst raffinierten Kink. Es gab eine Zeit,
da kam der Servicetechniker im blauen Anzug, um mit weißen
Handschuhen das Farbband der IBM-Schreibmaschine zu wechseln.
IBM macht es auch für Geld, aber sie ist in der Industrie
die erfahrenste, hingebungsvollste und daher teuerste Mätresse,
die man haben kann. Seit einiger Zeit hat auch diese Professionelle
die Vorzüge von Linux entdeckt und in Balkenlettern "FREIE
SOFTWARE" auf ihr Bordell geheftet. Madame kann sich das leisten,
denn sie ist nicht einfach ein größenwahnsinniges
Straßenmädchen wie Microsoft, sondern akademisch
geprüfte Sex- und Eheberaterin, sie kennt sich mit
Erektionsproblemen aus, massiert, integriert und manikürt,
und gibt jedem ihrer Kunden das Gefühl, etwas ganz besonderes
zu sein. Diese Extras kosten natürlich, aber der
gewöhnliche Hautkontakt, wie man ihn auf jeder
Linux-Website aufreißen kann, der ist gratis. Microsoft,
auf die Vergebührung eher primitiver Basisleistungen
spezialisiert, reagiert darauf, indem sie der Grande Dame
unehrenhafte Motive unterstellt. "Seht Euch mal an, was
IBM für die Psychoanalyse von schlaffen Pimmeln verlangt!
Und die Preise für Spielzeug, Kostüme und Drogen
sind astronomsich! Das mit der freien Software ist ein Schwindel!
Massieren könnt Ihr Euch überall sonst auch lassen!"
Und dann kommt der allgemeine Aufruf, sich für "nur"
50 Piepen doch lieber von Microsoft auf der Bahnhofstoilette melken zu lassen.
Nun, das mit der freien Software ist kein Schwindel, und genau das
läßt Microsoft so hysterisch werden. Immer mehr Firmen
erkennen, daß Software mehr ist als nur mechanisches
Runterkurbeln von Betätigungen, die man irgendwo auf
Video gesehen hat. Software erfordert Mitdenken. Software
ist etwas Persönliches. Software erfordert Einfühlungsvermögen
und Zuhören. Software erfordert Offenheit. Software ist
mehr als der Austausch von Körperflüssigkeiten.
Software läßt sich nicht in Pappkartons verpacken
und &uum;lber Händler verramschen. Und das wichtigste: Monogamie
ist nicht mehr zeitgemäß. "Du sollst keine andere
Nutte neben der Hure Babylon haben" ist in der heutigen Zeit
keine tolerierbare Bedingung. Die Neigung zur krankhaften Eifersucht
disqualifiziert Microsoft als Lustobjekt.
Die Folge davon: Immer mehr Firmen wollen so wie IBM sein.
Horizontale Software wächst auf Bäumen, kommt aus der
Steckdose; zu allem bereite Datenbanken, Textverarbeitungen,
Betriebssysteme und Web-Browser finden sich an jeder Straßenecke.
Man muß darüber hinaus zusätzliche Anreize
schaffen und sein Geld mit hochwertigeren Dienstleistungen verdienen.
Egal, für wie billig Sie Ihre eigenen Sehnsüchte halten,
auch Sie wollen wahrscheinlich mehr als daß sich Microsoft
für die Kosten einer Einzelplatzlizenz auf Ihrem Gesicht Platz nimmt.
Vagina Dentata und "Wollen Sie wirklich geistig abnormer Rechtsbrecher werden?"
Microsoft liebt es, ihre Freier zu verunsichern, und viele
Collaborateure (ich erinnere an die bezahlten Anzeigen und
an die geschenkten Strumpfbänder) helfen ihr dabei.
Informationstechnologie ist immer ein bißchen riskant --
wer hat sie nicht schon gehört, die Geschichte vom armen
Mann, der nach einer durchzechten Nacht im Bett einer
Minderjährigen oder eines Transvestiten aufwacht?
Der Einsatz von Software ist niemals ganz unkompliziert
oder frei von Ängsten, viele davon sind sehr tief
in unserer Seele verwurzelt. Microsoft hat hier
leichtes Spiel, besonders bei Zeitgenossen, die nicht gut
informiert sind und sich leicht fürchten. Hier hilft ein
wenig Aufklärung.
Nachdem Microsofts Steve Ballmer, Craig Mundie und Bill Gates
erfolglos versuchten, Open Source Software als "Krebsgeschwür",
"Kommunismus" und "schlecht fürs Geschäft" zu diffamieren,
wechselte man im Chez Microsoft auf subtilere und psychologisch
ausgefeiltere Abschreckungsmethoden. Im Augenblick hält Microsoft
viel vom Ausspielen der "Geistiges Eigentum"- bzw. "Gehen Sie ins Gefängnis"-Karte.
Software ist, wie jedes kreative Produkt, durch strenge Gesetze
geschützt. Musik, Romane, Photos -- praktisch alles "gehört"
dem jeweiligen Urheber, der die Nutzungsrechte für Geld
oder kein Geld an jeden abtreten darf, mit dem er sich einigt.
Die Gesetze zum Schutz des geistigen Eigentums gibt es erst seit
zweihundert Jahren, Goethe mußte noch ohne sie auskommen. Nun
ist es aber so, daß Software, ganz ähnlich wie Musik,
in zwei Ausformungen existiert. Zum einen als konkretes Produkt.
Bei einem Top40-Hit ist das eine bestimmte Aufnahme, die auf CDs
gepreßt und verkauft wird. Man kann damit wenig machen außer
abzuspielen. Ein Top40-Hit hat aber noch eine weitere Ausformung:
Die Notenblätter mit der Melodie und den Songtext. Ein kompetenter
Musiker kann davon eine Unzahl von konkreten Produkten ableiten --
von Paul McCartneys "Yesterday", beispielsweise, existieren mehr als
3000 Coverversionen, einige davon wurden sehr erfolgreich. Hat man
die Notenblätter, kann man Acapella-Versionen, Reggae-Versionen,
Orchester-Versionen - was auch immer - von einem Song arrangieren und
komponieren. Solche "Notenblätter" gibt es auch von Software --
man nennt sie den "Quelltext" oder auch "Source". Ein kompetenter
Programmierer kann an einem Computerprogramm beliebige Änderungen
vornehmen, wenn er nur die Notenblätter dafür hat. Der
Quelltext der Microsoft-Produkte liegt bei der großen Hure
im Tresor, es handelt sich um die Kronjuwelen des Weltkonzerns.
Der Quelltext, die "Source" von Linux und anderer freier Software wird
am Internet frei zirkuliert. Jeder, der sich berufen fühlt,
darf seine Reggae-Version von Linux (beispielsweise) herstellen --
was in der Praxis gewaltige Vorteile hat.
Wem gehört nun Linux? Antwort: Ihnen und mir und überhaupt jedem.
Linux ist unter einer besonderen Lizenz veröffentlicht, die General
Public License oder GPL. Sie verbrieft Ihnen und mir und überhaupt
jedem das Recht, Linux zu verwenden und zu verändern wie es beliebt,
unter der Bedingung, daß alle Veränderungen daran auch wieder
Ihnen und mir und überhaupt jedem zur Verfügung stehen. Diese
Klausel wird oft mißverstanden und von der Nutte bewußt
falsch interpretiert, denn sie betrifft ausschließlich jene
Spezialisten, die direkt an Linux arbeiten. All jene, die Software
FÜR Linux entwickeln - beispielsweise eine Textverarbeitung -
können ihre Quelltexte gemeinhalten und vergebühren
wie sie lustig sind. Microsoft könnte ohne Probleme eine
Linux-Version von Microsoft Office erzeugen und verkaufen, ohne
irgendetwas an ihren zweifelhaften Geschäftspraktiken
ändern zu müssen. Die Hure versuchte, den Menschen mit
Hinweis auf die "...muß allen zur Verfügung stehen"-Klausel
Angst einzujagen, was aber fehlschlug, denn die meisten Menschen
haben sie durchaus richtig verstanden.
Im Augenblick fährt unsere Hure Babylon daher ein anderes
Manöver. Sie verweist auf Software-Patente und die Möglichkeit,
daß Open Source-Programmierer Software-Patente verletzen und so alle
Nutzer ihrer Software in Komplizen an dieser "schwerwiegenden" Tat
machen könnte. Eine weitere Möglichkeit, zum Schwerverbrecher
zu werden, besteht darin, daß einzelne Quelltext-Schnipsel, die nicht
frei zirkuliert werden dürfen, in Open Source Software auftauchen.
Zur Zeit versucht die Unix-Firma SCO (Santa Cruz Operation), eine 90
Jahre alte, komplett verhutzelte 5-Dollar-Nutte mit weißer
Schambehaarung, von IBM eine Altersversorgung zu erpressen, indem
sie gerade das behauptet: Linux enthalte Quelltext, der eigentlich ihr
geistiges Eigentum sei. Microsoft, vermutlich nicht ganz unbeteiligt an
dieser Anstrengung, verwendet diesen Prozeß gerade, um der
"Gehen Sie ins Gefängnis"-Karte mehr Gewicht zu verleihen.
Auch diese Finte wird scheitern, denn SCO kann diese Anschuldigung nicht
beweisen. Andere werden kommen und weiter auf Linux herumtrampeln,
was zwar viele Menschen verunsichern und abschrecken wird,
aber letztendlich nur einige Anwälte im Futter halten wird.
Bisher ist jeder Versuch gescheitert, einem Open Source-Produkt etwas
am "Geistigem Eigentum"-Zeug zu flicken, was bei Microsoft
übrigens schon einige Male gelungen ist. 1993 beispielsweise,
als Microsoft 700 Millionen Dollar an STAK, Inc. zahlen mußte,
weil sie deren Technologie einfach kopiert hatten. (Ein neuerer Fall ist
Burst, Inc., die von Microsoft eine Milliarde Schadenersatz für
den Diebstahl ihrer Videokompressionstechnologie erhalten werden. Haben
Sie das schon wo gehört? Tja, wenn es um das Ansehen ihrer
Inserenten geht, verstehen die Medien keinen Spass.) Wir haben es hier mit
einer Nutte zu tun, die im Glashaus sitzt und mit Steinen wirft.
Für den Fall, daß eines Tages tatsächlich geistiges Eigentum in
Linux oder einem anderen Open Source-Produkt gefunden wird, kann ich
Sie beruhigen: Für die Entwicklergemeinde ist das ein Programmierfehler
wie jeder andere: Nach 24 Stunden ist er behoben, und die
Anwälte können wieder nach Hause gehen.
Etwas ernster, aber auch nicht weiter tragisch, sieht die Situation bei
Software-Patenten aus. Software-Patente sind eine amerikanische Erfindung
und stehen auf dem selben Blatt wie genveränderte Babynahrung, die
im Supermarkt nicht mehr als solche gekennzeichnet werden soll, um die
Hersteller nicht gegenüber denen natürlicher Produkte zu
diskriminieren -- ebenfalls eine amerikanische Erfindung. Nach europäischer
Auffassung war Software bisher etwas mathematisches und konnte nicht
patentiert werden, ebensowenig wie der Satz des Pythagoras oder die
Differentialrechnung. Dies wurde nun geändert, unter der
Empörung der meisten Insider, denn Software-Patente sind absurd.
Sie bedeuten nichts anderes, als daß nicht nur der Text einer
bestimmte pornographische Geschichte unter den Schutz des geistigen Eigentums
gestellt werden kann, sondern die Idee von Pornographie überhaupt.
Melden Sie ein Patent für Porno an, werden Sie reich: "Zur Unterstützung von Gedankenexperimenten zur
Lustlösung audiovisuelle sowie textuelle Hilfsmittel, dadurch ausgezeichnet,
daß die Medien Inhalte beinhalten, die nackte Menschen und deren
Geschlechtsorgane involvieren, sowie Handlungen..."
Es klingt unglaublich, aber es gibt in den USA bereits Tausende von
Patenten, die ebenso absurd sind: Patente auf Fenster, die mit der Maus
weggeklickt werden können, Patente auf spitze Mauszeiger, Patente
auf Mülltonnen zum Löschen von Dateien... der Telekommunikationsgigant
MCI patentierte sich sogar das Web-Link -- im Jahr 2000. Die USA haben einen
gigantischen Vorrat an solchen Patenten, weswegen sie jetzt in Europa
durchsetzten, daß solche Patente auch dort anerkannt werden.
Dank WTO konnten sie dieses Anliegen auch durchsetzen, denn dazu ist die
WTO ja da: Um die Interessen amerikanischer Unternehmen weltweit
durchzusetzen. Microsoft, ein sehr großes und sehr
einflußreiches amerikanisches Unternehmen, hat ein vitales
Interesse an Software-Patenten und wird nichts unversucht lassen, um sie gegen
Mitbewerber durchzusetzen.
Das bedeutet aber nicht, daß Microsoft das Patent für
wegklickbare Fenster erwerben und Linux verbieten lassen wird. Microsoft
wird aber versuchen, bestimmte raffinierte Programmierkniffe zu patentieren,
wie die Details zum Speichern von Audio- oder Videodaten, und dann
eine Geheimsprache schaffen. Anders als die bisherigen Geheimsprachen von
Microsoft, wird es nichts nutzen, sie zu entziffern, denn niemand darf
sie wegen der Patente erlernen. Diese Vision ist präzise das,
wovor man sich in Brüssel fürchtet, aber was soll man als altes
Europa gegen die WTO machen? Kein Wunder, daß Microsoft diesen Verein
so gerne unterstützt. Ein Wunder allerdings, daß der
verlogenen Nutte alle glauben, sie sei für offene Standards.
Für Sie als Anwender freier Software hat das alles aber
keine rechtlichen Konsequenzen. Das schlimmste, das passieren
kann, ist, daß die Gemeinde der freien Software Microsoft-gespeicherte
Daten nicht entziffern darf und daher eigene - und offene - Formate entwickeln
muß.
In anderen - und weniger langatmigen - Worten heißt das: Sie brauchen sich
auch als Anwender freier Software nicht vor den Anwälten der Hure
Babylon zu fürchten. Sie wird zwar alles tun, um Sie als Linux-User
zu kriminalisieren, wird versuchen, das Mindestalter für
nicht-gewerblichen Sex per WTO auf 99 Jahre heben zu lassen,
wird freie Software der Minderjährigkeit und der
Travestie bezichtigen, aber diese kecken Versuche sind mehr
Täuschungsmanöver, um grauenvolle Geschichten zur Abschreckung in die Zeitung zu bekommen.
Homefucking is killing Prostitution
Die große Hure gibt sich gern als Wohltäterin der Menschheit,
und sie hat nichts als das nationale, internationale und globale Wohlergehen
der Wirtschaft im Auge. In letzter Zeit beruft sie sich gerne auf
Untersuchungen, die "eindeutig" belegen, daß Open Source Software
der lokalen Wirtschaft schade. Da freie Software nichts kostet, entstehen
- wie beim unentgeltlichen Sex mit der eigenen Praktikantin (zum Beispiel) -
keine Kosten. Die Praktikantin nimmt aus den vier Wänden Ihres
Büros nichts mit, was in der Welt der Wirtschaft irgendeinen
Tauschwert besitzt. Für einen Ökonomen, und daher für
die Wirtschaft, ist diese Transaktion völlig uninteressant und
hat daher nie stattgefunden. Da auch freie Software nichts kostet, so
Microsoft, ist auch sie für Ökonomen uninteressant und
trägt zum Wirtschaftsleben nichts bei. Microsoft, auf der anderen
Seite, beschäftigt Zigtausende von Menschen, was ökonomisch
sehr wohl interessant ist.
Nun, Microsoft behauptet hier, privater, unentgeltlicher Sex schade der
Wirtschaft, was ich von anderen Nutten eigentlich noch nie gehört
habe -- erst die ganz große Nutte traute sich, dieses hirnverbrannte
Argument ins Spiel zu bringen. Daneben führt es bewußt in die
Irre, denn Open Source Software selbst kostet zwar nichts, hat aber -
anders als privater, unentgeltlicher Sex - einen immensen Wert für
die Wirtschaft. Open Source-Produkte wie Linux sind so gut wie Geld auf
der Bank: IBM kann es ihren Kunden empfehlen und dafür Geld verlangen.
Meine Firma kann damit Websites entwickeln und dafür Geld verlangen.
Ich kann Elektrotechnikern den Umgang damit beibringen und dafür
Geld verlangen. Journalisten können darüber Artikel schreiben
und dafür Geld verlangen (okay, das geht beim Sex mit manchen
Praktikantinnen auch, aber das ist Haarspalterei). Wie Sie sehen, hat
Open Source Software zwar keinen Preis, aber durchaus seinen Wert
für die Wirtschaft. Open Source schafft Arbeitsplätze, aber
abgesehen von einer Handvoll Lobbyisten, die Linux bekämpfen,
keine für die große Hure. Es stimmt schon: Linux ist
schlecht fürs Geschäft, aber für das von Microsoft,
nicht für Ihres. Das ist auch der Grund, aus dem sie - schon wieder - lügt.
Auf was stehen Sie eigentlich?
Vielleicht verhindert Ihr Mangel an Selbstwertgefühl, daß
Sie sich mal außerhalb des Microsoft-Bordells ins Wochenende
stürzen. Vielleicht denken Sie, daß Sie zu alt sind, um
für so ein süßes Ding wie Linux interessant zu sein.
Vielleicht geben Sie es billiger als eine Riesenfirma, die ihre
IT-Infrastruktur von IBM nach allen Regeln der Kunst verwöhnen
läßt. Vielleicht haben Sie Komplexe und schrecken davor
zurück, Microsoft untreu zu werden. Vielleicht gefällt
Ihnen das Kleid nicht, in dem die Open Source-Fenster und -Schalter
daherkommen. Vielleicht wollen Sie nicht in den Verdacht kommen, ein
Anarchist zu sein, der irgendwas mit Hippiepraktiken am Hut hat. Vielleicht
meinen Sie, die paar Kröten für die eine oder andere Linzenz
seien ein wohlfeiler Preis für Microsofts Quickies im Hauseingang.
Vielleicht lohnt es aber, sich doch einmal etwas zu trauen. Denn Microsofts
Freier sind am falschen Ende des Blow-Jobs und merken es gar nicht.
Microsoft will WIRKLICH die Welt beherrschen. Microsoft will bei jedem
Song, den Sie sich anhören, bei jedem Video, das Sie sich anhören,
bei jedem Computerspiel, das Sie kaufen, und überhaupt bei ALLEN
Transaktionen über das Internet einen Cent von Ihnen. Microsoft
will das globale Finanzamt, die Cyber-Stadtwerke der Erde, die nächste
Google, die Internet-Telephongesellschaft und das Institut für
Deutsche Industrienormen (DIN) werden. Bill Gates will ALLES, das ist
leider überhaupt nicht lustig.
|